ERWARTE WUNDER
Die Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance und des Barocks faszinierten mich schon immer. Diese Sammlungen sollten den universellen Zusammenhang aller Dinge darstellen und Kunst, Natur und Wissenschaft zu einer Einheit verschmelzen. Raritäten und Kuriositäten fanden ebenso Eingang in diese Kabinette wie technische Instrumente, Naturalien und Artefakte.

Inspiriert von den alten Wunderkammern machte ich mich auf die Suche nach den Wundern in meinem Leben. Ich begann Kunstgegenstände, die ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschaffen hatte, mit Sammlungsstücken, die ich auf Reisen gefunden hatte, mit Fotos, die mir etwas bedeuteten, mit Objekten, die ich schön fand und natürlich mit Farben - einer Unmenge an Farben - zu kombinieren. Geleitet von meinem Unterbewusstsein arrangierte ich immer wieder neu, verwarf oder befand Kombinationen für gut.

Diese neuen Wunderkammern waren wie mein Puppenhaus. Ich malte aus, richtete ein, positionierte das Inventar immer wieder neu, spielte - und plötzlich entstand eine bunte Bühne. Die kleinen Dioramen erzählten mit einem Mal Geschichten aus meinem Leben oder waren Portraits mir nahestehender Personen. Und zu meinem Erstaunen konnten auch andere Menschen darin lesen und Geschichten erfahren, wenn sie ihre Gedanken frei ließen und auf die Reise schickten.

Die Arbeit war auch ein Loslassen von alten Strukturen und Gewohnheiten: Listen schreiben, planen, Konzepte entwerfen, Skizzen zeichnen, kurz etwas „Wichtiges“ tun.
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